Reisebericht

Na chill’a ma – oder so ähnlich

(Vorsicht, es wird laaaanng…!)
Das ist wohl die Stadt-typische Begrüßung in Ningbo, der Stadt, in der wir eine Partnerschule haben. Leider hat uns das niemand aufgeschrieben und wir können nur mutmaßen, was die genaue Aussprache ist^^

Gegen Mittag unseres zweiten richtigen Tages in Shanghai, dessen Vormittag wir mehr oder weniger selbst gestalten durften, treffen unsere Gastschüler im Hotel ein, und eine aufgeregte Begrüßung beginnt. Es stellt sich heraus, dass die chinesischen Schüler gerne alle einen deutschen Austauschschüler beherbergen würden, wir aber nur 16 Schüler sind und die Chinesen doppelt so viele. Ergo hat jeder Deutsche zwei Chinesen zugeteilt bekommen. „Meine“ Chinesin, bei der ich wohnen werde, spricht genug Deutsch, um sich mit mir unterhalten zu können, während meine „zweite“ Chinesin kein Deutsch, dafür aber recht gut Englisch spricht. Die Kommunikation klappt somit ganz gut, meistens reden wir einen Mix aus Deutsch und Englisch. Da entstehen dann schon mal Sätze wie: „Do you want Milch?“ :D Generell ist die Aussprache des Englisch für die Chinesen anscheinend etwas schwierig, das „th“ klappt überhaupt nicht, daraus wird prinzipiell ein „s“ gemacht, for example „somesing“ (Und ja, sie sprechen es wirklich genau so aus, wie ich es geschrieben habe!) Aber auch in ihrem Verhalten sind die Chinesen einfach supersüß und knuffig (Ok, Kuscheltiere sind sie nicht… :D)

Mit dem Bus fahren wir also rund drei/vier Stunden von Shanghai nach Ningbo. Von Ningbo werdet Ihr wohl eher noch nicht gehört haben, keine Sorge, ist nicht so wichtig, nur ein 5-Millionen-Einwohner-Vorort von Shanghai^^
Interessanterweise halten wir uns eine ganze Woche in Ningbo auf, bekommen aber von der Stadt, im Gegensatz zu Peking oder Shanghai, nicht viel zu sehen. Am meisten noch am ersten Wochenende in der Gastfamilie, denn unser Ankunftstag ist ein Samstag. Den Abend und den kompletten Sonntag verbringen wir mit der Familie, worauf wir zwar vorbereitet waren, aber nun, da wir uns von unseren Mitschülern und Lehrern verabschieden müssen, doch etwas nervös werden. Wohl auch deshalb, weil unsere Gasteltern (zumindest meine) weder Deutsch noch Englisch sprechen und ich mich mit ihnen überhaupt nicht verständigen kann.

Samstagabend essen wir außer Haus in einem Restaurant, was sich als Japaner herausstellt^^ Wie auch immer mein Gericht hieß, es bestand aus Nudeln, Hähnchenfleisch und Gemüse und war so eine Art kalter Salat, der erstaunlich gut geschmeckt hat. Ach ja, Ananas war auch noch mit dabei, eine faszinierende Kombination!
Nach dem Essen bummel ich mit meiner Gastschülerin Vanessa (einige Chinesen haben auch amerikanische/englische Namen zusätzlich zu den teilweise sehr schwierigen chinesischen) noch durch einen bunt belebten Platz voller Geschäfte, die einem doch teilweise aus Amerika etc. bekannt vorkommen.

(Sorry, dass das so viel Text war, jetzt kommen endlich auch Bilder…)

In der Wohnung meiner Gastfamilie habe ich sogar ein eigenes Zimmer und darf den Computer von Vanessa benutzen um E-Mails an meine Familie zu schreiben. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich meine Lieben von daheim schon eine ganze Woche nicht gesehen habe, was immerhin die längste Trennung meines Lebens darstellt, da Klassenfahrten o.ä. ja immer nur ein paar Tage dauern, und werde vom Heimweh übermannt. Vanessa kümmert sich ganz lieb um mich, sie weiß, wie es mir geht, da sie schon mal für 21 Tage in Deutschland war.
Als ich dann nach dem Duschen erschöpft ins Bett fallen will, muss ich erstmal feststellen, dass Betten in China etwas anders konstruiert sind…

Auf einer Art Lattenrost liegt eine Art Decke von etwa 2-3cm Dicke, auf der wiederum eine Art Bettlaken liegt und darauf ich! Merkt Ihr, was fehlt? Genau, die Matratze! Ich schlafe also 5 Nächte auf einem Brett!!! Die dünne Decke darauf zählt nicht, ich spüre trotzdem jede Latte! (Am Montag in der Schule erfahre ich von meinen Mitreisenden, dass ich damit nicht die Einzige bin. Nur die Lehrer, die in einem Hotel wohnen und nicht in Gastfamilien, haben in dieser Zeit den dringend nötigen erholsamen Schlaf….)
Ich schlage also meine Zudecke halb über, halb unter mich, sodass ich wenigsten noch ein bisschen mehr Polsterung habe und irgendwann schlafe ich dann auch tatsächlich ein, weil ich so wahnsinnig müde bin…

Am Sonntag steht der Tag mit der Gastfamilie an, und als ich erfahre, dass wir uns mit einer anderen Gastfamilie zusammentun, die zufällig meine beste Freundin unter den Deutschen beinhaltet, geht es mir gleich viel besser! Wir fahren zum Dongqian-Lake-Reservoir rund um den Dongqian-Lake, wo man praktisch alles machen kann: Radfahren, Boot fahren, Essen usw. Heute sind auch die „zweiten“ Austauschschüler mit dabei, und wir geben schon eine ziemlich lustige Truppe ab! Als erstes versuchen wir uns an Fahrrädern, auf die jeweils drei Leute passen. Schnell wird klar, derjenige der vorne sitzt, muss steuern können und ich hab so das Gefühl, dass ich die Einzige von uns sechs war, die nach einiger Zeit den Dreh raus hatte. Wir sind dann ein Stück durch das Reservoir gefahren und hatten irgendwann kaum noch Menschen um uns herum. Sehr angenehm, bei der sonstigen Überfüllung in China:

Der See ist wirklich schön!

Irgendwann fahren wir auch wieder zurück in die Zivilisation und gehen Essen. Dabei gibt es diese wunderbaren Drehtische, bei denen man den anderen das Essen wegschnappen kann! Mit meiner Freundin schreibe ich noch eine Postkarte, ansonsten unterhalten wir uns auch super mit unseren Gastschülern.
Nach dem Essen geht es noch in eine Art Freilicht-Museum zu einer Kaiserdynastie. Das Gelände ist
wunderschön, aber so langsam merke ich schon, wie sich wieder die
Müdigkeit bemerkbar macht…

Seht Ihr diese Miniatur-Verzierungen?

Da der Tag immer noch nicht rum ist (komisch, es war schon so viel los…) geht es noch Drachenboot fahren und ich hab so den Verdacht, dass Chinesen nicht
paddeln können, die Hauptarbeit haben nämlich wir Deutschen gemacht,
aber gut, viel gefahren sind wir eigentlich sowieso nicht.
Danach geht es dann endlich wieder nach Hause und dank der Erschöpfung kann ich auch wieder auf meinem Brett-Bett schlafen…. Dringend notwendig, denn am nächsten Tag geht es in die Schule, und das, obwohl wir in Deutschland gerade Ferien hätten…

(So, das soll für heute erstmal reichen. Glückwunsch, wenn Ihr alles bis zum Ende gelesen habt! Ferien könnte ich auch schon wieder dringend brauchen, zum Glück ist Ostern nicht mehr allzu weit…)

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