{Rezension} Meeresschatten – Leonie Jockusch

KLAPPENTEXT

Es beginnt mit einem Umzug und endet in einem neuen Leben: Als ihre Familie beschließt, nach England auszuwandern, ist Jo glücklich. Denn in dem Küstenstädtchen Silver Glen hat sie nicht nur einen Großteil ihrer Kindheit verbracht, hier ist sie dem Meer, das sie so sehr liebt, auch deutlich näher als in ihrer alten Heimat Hamburg.

Eines Abends entdeckt die 17-Jährige einen Jungen, der in schwindelerregender Höhe auf den Felsen am Strand herumklettert. Sie nennt ihn bald »das Phantom«, taucht er fortan doch immer wieder in ihrer Nähe auf.

Als der Fremde ihr schließlich auflauert und sie eindringlich davor warnt, den Klippen nahe zu kommen, ist Jo verwirrt. Was will der Junge mit den eisblauen Augen nur von ihr? Hat er etwas mit den Einbrüchen in ihr Zimmer zu tun? Sind es womöglich seine Schritte, die sie im Dunkeln hinter sich hört? Erst als Jo im Meer zu ertrinken droht und er ihr das Leben rettet, kennt sie die Antworten. Und ihr wird klar: Stille Wasser sind tief – die vor Silver Glen ganz besonders.

MEINE MEINUNG

„Meeresschatten“ besticht von Beginn an durch ein geheimnisvolles düsteres Cover und eine wunderschöne Aufmachung. Genau so empfand ich auch das Buch: Geheimnisvoll, düster und wunderschön.

Jo verbringt ein Jahr in Silver Glen, wo sie in ihrer Kindheit jedes Jahr im Urlaub war. Doch diesmal ist alles seltsam. Da ist dieser Fremde, der plötzlich nie weit entfernt zu sein scheint. Warum stellt er ihr so komische Fragen? Warum fühlt sie sich in seiner Nähe so anders? Und warum wirkt es, als wüsste er viel mehr über sie als sie selbst? Die Antworten offenbaren Jo, welche Besonderheit Silver Glen umgibt und worin ihre Faszination und Liebe für das Meer begründet sind.
„Kannst du schwimmen?“, fragte er.
„Natürlich kann ich schwimmen“, entgegnete ich etwas eingeschnappt. […]
„Nein. Ich meine, kannst du … du weißt schon … […] schwimmen“, sagte er bedeutungsvoll.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Das wurde ja immer skurriler. (S. 55)
 
Leonie Jockusch verbindet gekonnt eine normale Welt mit wenigen Fantasy-Elementen. Durch die leichte Sprache versinkt man schnell in der Geschichte und möchte am liebsten gar nicht wieder auftauchen.

Die Geschichte wird aus Jos Perspektive erzählt, dadurch kann man ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen. Ich mochte sie sofort. Insgesamt waren alle Charaktere interessant, allerdings hatte ich bei Jos Mitschülern oft Probleme, sie auseinanderzuhalten.
Besonders toll fand ich den Fantasy-Aspekt einiger Protagonisten, insbesondere bei Jo und dem Fremden. Hier liefert die Autorin eine völlig neue Idee, die dennoch duchdacht und schlüssig ist und den Leser begeistern kann.

Auf den rund 400 Seiten gibt es eine ganze Menge Inhalt. Viele Zusammenhänge und Erklärungen kommen erst gegen Ende. Vor allem die Liebesgeschichte verliert dadurch für mich ein bisschen Glaubwürdigkeit. Zum Schluss geht es dann Schlag auf Schlag. Ein packendes Finale, fast schon ein wenig zu schnell. Vielleicht hätte dem Buch eine Fortsetzung oder eine kleine Ausdehnung gut getan, damit alle Punkte genügend Platz finden. Insgesamt konnte mich die Geschichte aber auf jeden Fall begeistern.

FAZIT

4 von 5 Lesebändchen

„Meeresschatten“ entführt den Leser an die Südostküste Englands und hält ihn dort in einer wundervollen Fantasy-Geschichte gefangen. Spannend, geheimnisvoll und mit einer tollen neuen Idee – empfehlenswert!

{Rezension} Geisterzeilen – Janina Ebert

KLAPPENTEXT

Manchmal sind die Menschen, die einen am meisten prägen, bereits tot: Es ist tiefe Nacht, als Helena zum ersten Mal vom Drang zu schreiben erfasst wird. Ihre Hand saust förmlich über das Papier und hinterlässt einen stilistisch ausgefeilten Text. Helena spürt, dass jemand von ihr Besitz ergriffen hat, beschließt aber, niemandem davon zu erzählen. Fortan verlässt sich die bisher durchschnittliche Schülerin bei Hausaufgaben und Tests auf ihre »Gabe« und staubt eine gute Note nach der anderen ab.

Erst als ein fremder Name auf ihrer Geschichtsarbeit erscheint, bekommt es die 16-Jährige mit der Angst zu tun. Wer ist dieser Oskar Schiller, der ihre Hand führt, und was will er von ihr? Helena beginnt nachzuforschen und schon bald taucht ein weiterer Geist auf, der ihr Herz höher schlagen lässt …

MEINE MEINUNG

„Geisterzeilen“ beginnt mit silbern glänzenden Lettern auf einem matten Cover. Jedes Kapitel startet mit einer liebevoll gestalteten Extraseite – rein optisch überzeugt das Buch in voller Länge. Kann es seinem Aussehen auch inhaltlich gerecht werden?

Die Geschichte handelt von Helena, die im Alter von 16 Jahren eines nachts wie durch Geisterhand einen unbändigen Schreibdrang verspürt. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Es ist tatsächlich ein Geist, der da ihre Hand führt und er soll nicht der einzige bleiben. Doch was will er von ihr?

An der Stelle, dan der ich meinen Namen geschrieben hatte, stand nicht „Helena Kögel“, sondern „Oskar Schiller“. 

„Wer ist Oskar Schiller?“, fragte ich verwirrt. (S. 31)
Die Autorin erzählt „Geisterzeilen“ aus der Sicht einer älter gewordenen Helena. Sie blickt zurück auf ihr 16-jähriges Ich und spricht den Leser dabei direkt an. Das Ganze passiert in einer typisch jugendlichen Erzähl- und Schreibweise.

Helena begegnet dem Leser zunächst als normale 16-Jährige, der im Verlauf der Geschichte diese „Geister-Sache“ widerfährt. Die ältere Helena rechtfertigt rückblickend ihre Handlungen, die durchaus nachvollziehbar und realistisch sind, häufig mit ihrem Alter. Für meinen Geschmack ein wenig zu häufig.
Sehr gut gefallen hat mir Helenas Freundin Maxi. Sie ist immer für Helena da und reagiert auf die „Geister-Sache“ verständlicherweise erstmal skeptisch. Die Freundschaft der beiden wird authentisch dargestellt und ich konnte sie schnell ins Herz schließen.
Die Geister, auf die Helena trifft, fand ich äußerst interessant, waren sie doch recht verschieden und sorgten so für abwechslungsreiche Unterhaltung.

„Geisterzeilen“ ist eine Hommage ans Schreiben und die Idee mit den Geistern gefiel mir ausgesprochen gut. Ich habe mich tatsächlich inspiriert gefühlt, selbst mal wieder ein paar Gedanken zu Papier zu bringen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Nur das Ende war mir dann doch ein bisschen zu dick aufgetragen.

FAZIT

4 von 5 Lesebändchen

Mit „Geisterzeilen“ hat Janina Ebert ein Buch geschrieben, das für alle Jugendlichen, insbesondere diejenigen, die selbst gerne schreiben, zu empfehlen ist. Dem Leser begegnet eine authentische Freundschaft vermischt mit der richtigen Menge Fantasy. Ich vergebe sehr gute 4 Lesebändchen.

{Rezension} Die Legende des Weltenwandlers – Janina Ebert

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Annabella, kurz Aella genannt, hat drei Probleme. Erstens: Ihre Abiturprüfungen stehen unmittelbar bevor. Zweitens: Sie ist unsterblich in ihren besten Freund Ken verliebt, der seit neun Jahren bei ihr und ihrer Großmutter lebt und den sie irgendwie davon überzeugen muss, dass sie die perfekte Frau für ihn ist. Und drittens: Ken heißt eigentlich Ukog, kommt aus der Dimension Darnoc und hat den Auftrag, irgendwann die Erde und mit ihr die gesamte Menschheit zu vernichten.
Aella weiß, dass sie die Einzige ist, die Ken dazu bringen könnte, die hiesige Dimension, und damit alles, was sie kennt, zu verschonen. Doch wie soll sie das schaffen, ohne Ken dabei in Gefahr zu bringen?
Als eine Freundin aus Kindertagen auftaucht, sieht Aella in ihr den ersten Menschen, dem sie sich anvertrauen kann – und Bea hat auch sofort einen »Masterplan«. Doch die Zeit wird knapp: Ein weiterer Darnocianer kommt auf die Erde und der Zeitpunkt der Entscheidung rückt immer näher …

MEINE MEINUNG

„Die Legende des Weltenwandlers“ – Ein Titel, der sofort neugierig macht. Das Cover strahlt etwas Überirdisches aus und gleichzeitig zeigt es ein Mädchen und einen Jungen in einer ganz normalen Umarmung. Aella und Ken.

Seit neun Jahren lebt Aella mit dem Darnocianer Ken bei ihrer Großmutter und versucht, ihn von seinem Plan, die Menschheit zu vernichten, abzuhalten. Bisher erfolgreich, doch wie lange geht das noch gut? Schließlich stimmt es doch irgendwie, die Menschen tun schreckliche Dinge und handeln grausam. Unterstützung bekommt sie überraschenderweise von einer alten Freundin, doch es bleibt nicht mehr viel Zeit: Ein weiterer Darnocianer kommt auf die Erde und er ist nicht der einzige überirdische Besucher…


„Findest du es nicht auch unfair, dass ich sterben muss, weil andere Mist gebaut haben?“
„[…] Es ist nun einmal so, dass man auch für die Verbrechen der Gesamtheit büßen muss. […] Ich darf keine Ausnahmen machen, ich darf nicht über jeden Einzelnen richten, sondern nur über das Ganze!“ (S. 25)
Die Geschichte wird in einer einfachen Sprache erzählt und ist deshalb leicht verständlich. An mancher Stelle hätte ich mir noch die ein oder andere zusätzliche bzw. ausführlichere Beschreibung gewünscht, um mir den Inhalt besser vorstellen zu können.
Aella hat aus Sorge, dass die Wahrheit um Ken auffliegen könnte, kein normales Teenagerleben geführt. Er ist ihr einziger Freund und natürlich hat sie sich promt in ihn verliebt, obwohl sie es doch eigentlich besser wissen sollte.
Ken sorgt für gute Unterhaltung in der Geschichte, denn als Darnocianer kennt er sich mit den Gepflogenheiten der Menschen kaum aus. Anfangs wirkt er machmal wie ein Hund, der für alles zu begeistern ist und stets nur gute Absichten hat. Im Laufe des Buches durchläuft er aber eine enorme Entwicklung…
Ein Außerirdischer kommt, um die Erde zu vernichten, weil die Menschen es einfach nicht auf die Reihe kriegen, ein friedliches Leben mit sich und der Umwelt zu organisieren. Die Message der Geschichte wird eindeutig transportiert, gegen Ende jedoch durch die Probleme der Darnocianer untereinander wieder leicht überdeckt. Die Story ist aber in sich stimmig und bietet gute Unterhaltung, auch wenn sie an einigen Stellen hätte vertieft werden können.

FAZIT

4 von 5 Lesebändchen

„Die Legende des Weltenwandlers“ ist ein unterhaltsames Jugendbuch mit ernstem Hintergrund. Die Verschiedenheiten der Protagonisten sorgen für amüsante Dialoge, die die Story gut auflockern. Für alle Teenager zu empfehlen!

{Rezension} Der Atem des Sturms

KLAPPENTEXT

Weil Kian eine Unterkunft für die Zeit seines Praktikums braucht, muss Feli ihren geliebten ausgebauten Schuppen an ihn abgeben. Dabei hat der Junge aus der Großstadt gar keine Lust, in dem einsamen Dorf Pellhausenkoog an der Nordsee zu wohnen. Noch dazu bei einem seltsamen Mädchen mit waldgrünen Augen, das ihn anscheinend hasst und das voller unerklärlicher Eigenarten ist. Dennoch ist er fasziniert von ihr – und fühlt sich gleichzeitig bedroht. Aber auch Feli rätselt, denn Kian, der nachts auf mysteriöse Weise aus dem Schuppen verschwindet, hat offensichtlich ein Geheimnis. Und je mehr sie ihn beobachtet und kennenlernt, umso mehr ahnt sie, dass es ein schreckliches ist …
Aus zwei Perspektiven erzählt Leonie Jockusch eine romantisch-fantastische Geschichte von Wirbelstürmen, übernatürlichen Fähigkeiten und dem Guten, das über das Böse siegt. 

MEINE MEINUNG

Das Buch fällt einem sofort wegen des beeindruckenden Lichtspiels auf dem Cover ins Auge. Sehr gut gefallen mir auch die dynamische Linienführung passend zum Thema Sturm und die Verzierungen zu jedem Kapitelanfang.

„Der Atem des Sturms“ handelt von Feli, die an der Nordseeküste lebt und eine besondere Verbindung zur Natur hat. Ihr friedliches Leben wird durch Kian aufgewirbelt, der ein Praktikum macht und in Felis Schuppen wohnen soll. Beide stellen schnell fest, dass der andere nicht „normal“ ist und versuchen jeweils, ihre Geheimnisse zu lüften. Dabei kommen sie sich näher, sind sich jedoch gleichzeitig nicht sicher, welche Gefahr vom anderen ausgehen könnte…

„Muss ich mich vor dir fürchten?“, wisperte ich.
„Muss ich mich vor dir fürchten?“, gab er meine Frage zurück. (S.36)

Leonie Jockusch erzählt die Geschichte aus zwei Perspektiven, Felis und Kians, die oft schnell wechseln. Das sorgt für Spannung und Tempo beim Lesen. Die Übergänge der Perspektivwechsel sind leider häufig etwas sprunghaft. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ sind die Beschreibungen reduziert, aber ausreichend, um sich alles gut vorstellen zu können. Mit zunehmender Seitenzahl lässt sich das Buch immer flüssiger lesen.

Feli zeichnet sich besonders durch ihre Naturverbundenheit aus. Sie lebt häufig in sich bzw. in die Natur zurückgekehrt, mit ihrem Schicksal ist sie allein und ihre Freunde aus Kindertagen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Sie war mir von Anfang an sympathisch.
Kian ist der Typ „harte Schale, weicher Kern“, ein Einzelgänger. Er gibt nicht gern viel von sich preis, ist jedoch gleichzeitig sehr neugierig gegenüber Feli.
Besonders anfangs hatte ich Probleme, mich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Es ist einfach zu wenig über ihre Fähigkeiten und Besonderheiten bekannt und diese klären sich mit der Zeit auch nur langsam auf. Hier hätte ich mir schon eher mehr Informationen gewünscht, denn gegen Ende mochte ich die Charaktere sehr gern.

Was mich von vornherein an „Der Atem des Sturms“ angesprochen hatte, waren die Themen Wetter und Natur. Derartige Bücher lese ich sehr gerne und deshalb gefiel mir auch dieses wirklich gut und konnte sich einen Platz in meinem Herzen sichern.

FAZIT

4 von 5 Lesebändchen

„Der Atem des Sturms“ zeichnet sich durch eine wundervolle Gestaltung und einen temporeichen Perspektivenwechsel aus. Die Story wird spannend erzählt und von tollen Charakteren getragen. Jeder Wetter-Fan wird begeistert sein.

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